Geschichte des Männergesangvereins 1846 Viernheim e.V.

Es ist im Männergesangverein 1846 schon lange Tradition, anlässlich seiner verschiedensten Vereinsjubiläen Festschriften herauszugeben, die den Mitgliedern und interessierten Freunden Wissenswertes aus der Geschichte ihres Vereins vermitteln, aus denen sie ersehen können, dass auch ihre Vorfahren durch Höhen und Tiefen gehen mussten und sich auch bei ihnen große gesangliche Leistungen und Höhepunkte im Vereinsleben mit schmerzlichen Niederlagen und gedrückteren Stimmungen abwechselten.

1846-1862

Doch beginnen wir im Herbst des Jahres 1846, als der praktische Arzt Dr. Münch bei einer Abendunterhaltung den Vorschlag unterbreitete, einen Gesangverein zu gründen. Seine Worte fanden im Allgemeinen – Anklang, und rasch trat ein Komitee zusammen, um die Statuten zu entwerfen und zu beraten. Diese Statuten wurden am 24.10.1846 festgesetzt und von dem aus 17 Mitgliedern bestehenden Komitee unterzeichnet. Ein neuer Verein war geboren und reihte sich ein in die Schar seiner „Geschwister“, die 1841 in Schriesheim, 1842 in Weinheim, 1843 Heppenheim und 1845 in Lampertheim das Licht der Welt erblickt hatten.
Der erste Präsident dieses „Viernheimer Gesangverein“ wurde Dr. Münch, erster Dirigent Lehrer Lippert……

1863

Der Verein erhält seine erste Fahne, deren Kaufpreis in Höhe von 125 Gulden durch freiwillige Spenden aufgebracht wurde.

1867

Die vom Dirigenten ausgebildeten „vereinseigenen“ Musiker machen sich selbstständig und gründen eine eigene Kapelle. Die Chronik berichtet nun fortlaufend von gesanglich, gesellschaftlichen oder auch vereinsinternen Ereignissen, wie Besuch von auswärtigen Sängerfesten, regelmäßigen Vereinsbällen und Mitwirkung des Vereins bei Veranstaltungen der Gemeinde.

1870

In diesem Jahr wird das erste Familienkonzert veranstaltet.

1871

Durchführung eines großen Wohltätigkeitskonzerts zugunsten der im Felde gefallenen Soldaten

1872

Wegen des deutsch-französischen Krieges um ein Jahr verschoben, wird im „Eichenwald am Ochsenbrunnen“ das Fest des 25 jährigem Bestehens gefeiert.

1873

Der erste Dirigentenwechsel tritt ein. Der verdienstvolle Chorleiter und Mitbegründer des Vereins, Lehrer Lippert, legt aus Altersgründen sein Amt nieder. Nachfolger wird Lehrer Schröder.

1876

Mit Schröders Nachfolger, Lehrer Sattig, ist man laut Auszug aus dem Protokollbuch wohl nicht sehr zufrieden, denn die Tätigkeit des jungen Dirigenten wird nur mit „genügend“ bezeichnet, was den dritten Dirigentenwechsel begreiflich macht.

1878

Der neue Dirigent ist Lehrer Scherffius. Er muss auf musikalischem und unterhaltendem Gebiet eine „Kanone“ gewesen sein, denn, so die Chronik, er brachte „Leben in die Bude“.

1880

Lehrer Scherffius wird nach Fürth versetzt, so dass der Vorstand wieder an Lehrer Sattig herantritt und ihn bittet, die Dirigententätigkeit wieder zu übernehmen. Der hatte den ersten „Rausschmiss“ anscheinend nicht krumm genommen, denn er leitete den Chor erneut, und zwar bis 1894. Der Verein wechselt das Probelokal im alten Schulhaus in der Mannheimer Straße und findet in der Goetheschule ein neues Zuhause.

1886

Fest zum 40 jährigem Jubiläum.

1888

Auf Anordnung der Großherzoglichen Kreisschulkomission muss der Verein vom Schullokal Abschied nehmen und in das Gasthaus „Engel“ späterem „Ratskeller“ wechseln. Dieses Haus bleibt dem Verein über 70 Jahre als übungs- und später auch als Vereinslokal erhalten. In diesem Jahr kommt der 24 jährige Lehrer Johann Mayr wieder nach Viernheim, wird sofort aktiver Sänger im MGV und dank seiner guten musikalischen Ausbildung Aushilfsdirigent.

1894

Nach kurzzeitiger Versetzung kehrt Lehrer Mayr wieder nach Viernheim zurück und wird endgültig Dirigent des MGV. Mit diesem Jahr beginnt die „ära Mayr“ im Verein, die bis in die 30er Jahre des kommenden Jahrhunderts dauernd sollte.

1896

Mit der Weihe einer zweiten Fahne unter Beteiligung von 28 auswärtigen und allen Viernheimer Vereinen wird das goldene Vereinsjubiläum festlich und prunkvoll begannen.

1906

Die bis zu diesem Zeitpunkt gefeierten Vereinsfeste waren ohne Ausnahme vom Glück begünstigt. Ein besonders guter Stern steht aber über dem diamantenen Jubiläum, das mit einem großen Gesangswettstreit verbunden war, an dem 42 auswärtige Vereine antreten. Dieser Sängerwettstreit bringt „nie gehörte Leistungen zutage und wirkt dadurch furchtbar auf das ganze Viernheimer Gesangsleben. Die Vereine, die vielfach bisher geschlafen hatten, wachen auf und stellen sich von nun ab ganz anderen Aufgaben. Auch für den MGV 1846 setzt ein erneutes Blühen, Wachsen und Gedeihen ein“.

1908

Von diesem Jahr an nimmt der Verein bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges regelmäßig an Gesangwettstreiten teil.


1914 / 18

Der Weltkrieg fordert 12 aktive und 8 passive Mitglieder. Regelmäßige Singstunden finden in dieser schweren Zeit nicht statt, nur in dringenden Fällen, z.b. bei Beerdigungen von Mitgliedern, werden die wenigen zurückgeblieben Sänger zusammengerufen. Nach dem Krieg erholt sich der Verein bald wieder und zählt bei der ersten Generalversammlung 238 Mitglieder, darunter 87 Sänger.

1920

Jakob Schlosser wird Präsident. Er leitet mit seiner 22 Jahre währenden Amtszeit die ära der großen Vereinsvorsitzenden ein. Unter ihm werden die bis auf den heutigen Tag regelmäßig stattfindenden Neujahrsveranstaltungen, Faschingsbälle und Konzerte eingeführt.

1921

Auf Anregung des Chorleiters Rektor Mayr wird der auf der Vereinsfahne stehende Wahlspruch „Es mahnet das Lied in Ernst und Scherz: Frei sei der Sinn und treu das Herz“ von dem Karlsruher Komponisten Ludwig Baumann vertont. Es ist der noch heute gültige Vereins-Sängerspruch, mit dem jede Chorprobe gesanglich beendet wird. In diesem Jahr wird das 75jährige Jubelfest ohne auswärtige Vereine in einfachster Weise begangen.

1924

Rektor Mayr feiert sein 30jähriges Dirigentenjubiläum mit einem Konzert.

1926

Auch das 80jährige Jubiläum wird, der Zeit entsprechend, in bescheidenstem Rahmen gefeiert.

1928

Rektor Mayr tritt von der Leitung des Chores zurück. Sein letztes Werk ist die Aufführung der romantischen Oper „Freischütz“ von Carl Maria von Weber mit Laienkräften des Vereins. Die Aufführung wird zum glänzenden Erfolg und geht mit ihren drei restlos ausverkauften Veranstaltungen in die Annalen der Vereinsgeschichte ein.

1935

Die Dirigenten Lambert, Pfeiffer und Dr. Riehl lösen sich in kurzen Zeitabständen ab. Zwischenzeitlich wird nach einem Gesangfiasko in Heidesheim, wo nur der 7. und damit der letzte Platz belegt wird Rektor Mayr zur Rettung des Vereins gebeten. Der Verein droht damals Auseinanderzufallen und sinkt von 105 auf 35 Sänger ab. Nach diesen Wechseljahren übernimmt der junge Chorleiter, Lehrer Franz Klee, die musikalische Leitung des Vereins.

1939

Nur knapp 4 Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges veranstaltet der Verein ein großes Sängertreffen mit Empfang, Festkommers und Buntem Abend anlässlich des Besuches des MGV „Rheinsage“ Solingen-Ohligs, der mit 150 Sänger und Angehörigen nach Viernheim gekommen ist. Die nun folgenden unseligen Kriegsjahre reißen – notgedrungen – eine große Lücke in die Kontinuität des Vereinslebens. Der Krieg dezimiert durch Einberufungen den aktiven Chor; auch Franz Klee muss zum Militärdienst.

1945

Wenige Tage vor Kriegsende trifft den Verein ein harter Schlag. Der so beliebte und Hochverdiente 1.Vorsitzende Jakob Schlosser wird durch eine im Ort einschlagende Granate tödlich verletzt. Sein Nachfolger wird für drei Jahre Ferdinand Hofmann, der das Vereinsschiff schon ein Jahr lang mit Umsicht gesteuert hatte. Nach der Besetzung Viernheims durch die Amerikaner werden alle Vereine aufgelöst. Doch Verhandlungen mit den Dienstellen der Besatzungstruppen führen bald zu der Möglichkeit, die Chöre unter neuem Namen wiedererstehen lassen. Unter dem Namen „Mozartverein“ versammelt sich im Oktober wieder eine große Zahl Sänger um ihren aus dem Krieg heimgekehrten Dirigenten, und zügig geht es an den Wiederaufbau. Die große Zeit von Chorleiter Franz Klee ist gekommen.

1946

Schon am Neujahrstag des 100Jährigen Vereinsjubiläums ist es möglich, ein überaus wertvolles Konzert im engsten Rahmen für die Vereinsmitglieder zu geben. Für die Fasnachtstage wird ein bunter Abend vorbereitet, der dann viermal wiederholt werden muss. Zum dritten Mal im Jubeljahr gibt der MGV mit einem weiteren Konzert im Ratskellersaal einen Beweis seines Könnens. Im November des gleichen Jahres findet zur Feier des 100jährigen Bestehens unter Mitwirkung aller Viernheimer Gesangvereine ein Festbankett statt, dem sich ein Kirchenkonzert und ein Freundschaftssingen anschließen.

1948

Karl Englert wird 1. Vorsitzender. Durch sein großes Organisationstalent, seinen unermüdlichen Arbeitseifer und sein vorbildliches Engagement erhält der Verein einen ungeahnten Auftrieb.

1955

Am Tage seines 91. Geburtstages erhält Rektor Mayr das Bundesverdienstkreuz.

1956

Der MGV feiert sein 110jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass richtet die Stadt Viernheim eine Kulturwoche aus, deren zahlreiche kulturelle Veranstaltungen im hervorragend besetzten Preis- und Prädikatsingen haben.

1958

Rektor Mayr stirbt im Alter von 94 Jahre. Chorleiter Franz Klee feiert sein 25jähriges Dirigentenjubiläum mit einem großartigen Konzert, in dem er den MGV und die ebenfalls unter seiner Leitung stehenden Chöre Kirchenchor St. Marien und Frauenchor Viernheim zu einem 300 Stimmen umfassenden Klangkörper vereint. Karl Englert scheidet aus beruflichen Gründen aus seinem Amt des 1. Vorsitzenden aus. Konrad Bläß wurde einstimmig als 1. Vorsitzender gewählt.

1959

In diesem Jahr wird der „Deutsche Kaiser“ das Vereinslokal des MGV 1846. Der gewaltsame Tod seiner 18jährigen Tochter und die daraus resultierende seelische Erschütterung zwingen Franz Klee, seine Chorleiterarbeit zu beenden. Dem MGV gelingt es aber schon im gleichen Jahr, mit Musikdirektor Valentin Seib einen neuen Chorleiter zu verpflichten.

1967

Eine Premiere erlebt der MGV in diesem Jahr: Man sieht von den jährlich stattfindenden Vereinausflügen ab, verlegt die sommerliche Aktivitäten auf das Bauer`sche Gelände und hebt damit das heute noch traditionelle „MGV-Gartenfest“ aus der Taufe.

1969

Valentin Seib feiert sein 10jähriges Dirigentenjubiläum beim MGV 1846. (Konzert?)

1970

In diesem Jahr vollzieht sich ein Wechsel in der Vereinsführung. Konrad Bläß, der den MGV 12 Jahre lang umsichtig geführt und sich vor allem mit der Organisation und Durchführung des 120jährigem Jubiläum größte Verdienste erworben hatte, übergibt die Geschäfte seinem jüngeren, wenngleich nicht weniger engagierten Stellvertreter: die „ära Theo Bauer“ beginnt. Ihm steht die große Aufgabe bevor, für 1971 das ein Jubiläumskonzert vorzubereiten sowie das ein Preis- und Prädikatssingen zum 125jährigen Bestehen des MGV 1846 zu organisieren.

1971

Das Jubiläumsjahr, 125 Jahre MGV 1846 beginnt mit einem großartigen Konzert. Auch der „Viernheimer Abend“ zum Abschluss der Festtage bietet bei uneingeschränkter Mitwirkung der hiesigen Vereine ein ausgezeichnetes Programm. Für seine über hundert Jahre langen Bemühungen auf kulturellem Gebiet verleiht die Hessische Landesregierung dem MGV 1846 die “ Zelterplakette“.

1972

Valentin Seib feiert sein 25jähriges Dirigentenjubiläum beim MGV 1846 mit einem Konzert aller Seib´chen Chöre. Ein zweites prägendes Ereignis bildet die Sängerreise in die tschechische Hauptstadt Prag mit einem Singen in der Jakobskirche.

1973

Im Frühjahr wird das Festgelände am Sandhöfer Weg von einem „MGV-Kabel-leg-Kommando“ elektrifiziert, die Gartenfeste werden von nun an noch „strahlender“. Bei der Einweihung des Viernheimer Bürgerhauses sorgt der MGV 1846 mit seinem Bruderverein für die gesangliche Umrahmung des Festaktes. Höhepunkt dieses Jahres ist das Ehrenkonzert für Chordirektor Franz Klee, das ihm die von ihm ehemals und jetzt betreuten Chöre aus Anlass seines 40jährigen Dirigentenjubiläums darbringen.

1975

Erstmals greift man in diesem Jahr den Vorschlag des 1.Vorsitzenden Theo Bauer auf, am 1.Adventssonntag die MGV-Senioren zu einer Kaffeetafel einzuladen. Dieser Seniorennachmittag findet nun im Zwei-Jahres-Rhythmus statt und erfreut sich seitdem größter Beliebtheit.

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